Die Empfehlung V.24 der ITU-T ist in erster Linie dazu gedacht, eine Schnittstelle für die Datenfernübertragung zu standardisieren. Dazu beschreibt sie Schnittstellenleitungen und deren Funktion in einem Datenübertragungssystem zwischen einer Datenendeinrichtung (DEE, engl. DTE) und einer Datenübertragungseinrichtung (DÜE, engl. DCE).
Diese Empfehlung wurde zwischen der ersten Veröffentlichung 1964 und der Fassung von 2000 mehrfach den technischen Gegebenheiten angepasst. Von ursprünglich über 50 beschriebenen Funktionen sind seit dem Jahr 2000 noch 37 vorhanden.
Die DIN-Norm DIN 66020-1 entspricht der V.24 vom Stand 1996. Die amerikanische Norm RS-232 beschreibt ebenfalls Schnittstellenleitungen.
Die Verwendung dieser Schnittstellenleitungen ist den Geräteherstellern allgemein freigestellt, bei bestimmten analogen Modemtypen aber von der ITU-T empfohlen.
Anwendungen
Durch Kombination der verschiedenen Schnittstellenleitungen lassen sich unterschiedliche Datenübertragungsvarianten realisieren:
- Serielle asynchrone Kommunikation (Computer-/PC-Technik)
- Serielle synchrone Kommunikation (professionelle Technik, z. B. das deutsche Datex-P-Netz)
- Datenübertragung über einen zusätzlichen Hilfskanal (Backward channel / Secondary channel); z. B. V.23-Modems bei Einführung von BTX
- Parallele Kommunikation (V.19; die V.20 ist veraltet)
Entwicklung
Schnittstellenleitungen mit der Bezeichnung 1xx (102, 103.., 100er-Serie) sind für DEE-DÜE-Kommunikation (Modemfunktionen) vorgesehen.
Die seit dem Jahre 2000 entfernten Funktionen der 200er-Serie wurden für den Verbindungsaufbau in Wählnetzen entworfen. Die dazugehörige Prozedur (V.25), einer wahlfähigen Einrichtung die Wählzeichen zu übergeben, existiert noch, allerdings nur für die Richtung zum Übertragungsnetz. Die Schnittstellensteuerung der DEE über die V.24, Leitungen der 200er-Serie wurde entfernt.
Die nachfolgenden ITU-T-Empfehlungen V.25bis, V.250 (ehemals V.25ter) benutzen zum Verbindungsaufbau Leitungen der 100er-Serie.
Eine wahlfähige Einrichtung zum Verbindungsaufbau wird als Automatische Wähleinrichtung für Datenverbindungen (AWD) bezeichnet. Sie ist ein externes Gerät oder in ein Modem integriert.
Beschriebene Schnittstellenleitungen
Obwohl die internationalen Normen teilweise ähnlich sind, ist die Namensgebung sehr unterschiedlich:
- ITU nummeriert die Schnittstellen ab 100 bzw. ab 200.
- DIN vergibt Buchstaben mit fortlaufenden Ziffern aufgrund der Funktion:
- E = Erd- oder Masseleitung
- D = Datenleitung
- S = Steuerleitung
- M = Meldeleitung
- T = Taktleitung
- P = Prüfleitung
- PS = Prüf-Steuerung
- PM = Prüf-Meldung
- H = Hilfskanal
- HD = Hilfskanal-Daten
- HS = Hilfskanal-Steuerung
- HM = Hilfskanal-Meldung
- W = Wählbit
- RS-232 benutzt eine Namensgebung ähnlich DIN, aber nur mit Buchstaben:
- A = Erd- oder Masseleitung
- B = Datenleitung
- C = Steuer- oder Meldeleitung
- D = Taktleitung
- S = Hilfskanal
Die in der ersten Spalte der Tabelle stehenden Abkürzungen werden umgangssprachlich benutzt. Die Pin-Nummer bezieht sich auf die Bauform D-Sub-25.
Anmerkung 1: Dies gilt nur für eine serielle Datenübertragung. Parallelmodems nach V.19 haben eine andere Belegung.
Anmerkung 2: Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Datenübertragung zu beginnen:
- 108/1: Durch Aktivierung dieser Schnittstelle belegt das Übertragungsgerät sofort die Leitung, das Vorhandensein eines Gegengerätes wird nicht überprüft. Diese Möglichkeit ist deshalb nur bei festgeschalteten Verbindungen sinnvoll.
- 108/2: Die DEE ist betriebsbereit, das Übertragungsgerät wartet auf Aktivierung. Ein ankommender Ruf, das manuelle Drücken der Datentaste des Benutzers oder die Schnittstellenleitung M24 einer AWD schaltet das Übertragungsgerät an die Leitung.
Anmerkung 3: Die doppelte Pinbelegung von RTS und RFR führt oft zu Irritationen bei einer Datenflusskontrolle. Dieses wird in der ITU-T Empfehlung V.43 beschrieben.
Anmerkung 4: RS-232 legt die Leitungen CH und CI auf den gleichen Pin 23; sie sind nicht gleichzeitig nutzbar.
Messgeräte an Schnittstellen
Zusätzliche internationale Normen der ITU und der ISO
- Mechanische Beschreibung von oft verwendeten Verbindungen:
- ISO 2110 (25-polig), Anwendung bei allgemein gebräuchlichen analogen Modems; häufig im Laborslang auch „Cannon-Stecker“ genannt.
- ISO 4902 (37-polig), Anwendung bei Modems nach V.36
- ISO 4903 (15-polig), Anwendung in synchronen Datennetzen nach X.21
- ISO 2593 (34-polig), Anwendung bei Modems nach V.35, oft auch als MRAC-Stecker bezeichnet
- Elektrische Eigenschaften der zu übertragenden Signale:
- V.10,
- V.11,
- V.28,
- X.26,
- X.27
Üblicherweise werden bei analogen Modems (auch in der PC-Technik, ⇒ COM-Schnittstelle) Pegel nach V.28 verwendet.
- Datenübertragungsformate:
- V.4
Quellen
- ITU-T V.24 (03/93 und 02/2000)
- DIN 66020-1 (Juli 1999)
- Die Pinbelegung stammt unter anderem von Geräten der Deutschen Bundespost.
Literatur
- Joe Campbell: V 24 / RS-232 Kommunikation. Sybex-Verlag, 1984, ISBN 3-88745-075-2.




